Demo/Kundgebung gegen die Teilnahme des Euthanasiepapstes Peter Singer an der Konferenz "Menschenwürde und Wissenschaft"

unimut 

Samstag, 11.12.2004 09.15 Uhr

Deutsch-Amerikanisches Institut, Sophienstr. 12

Die VeranstalterInnen (^AIHD) schreiben:

Verhindert Peter Singers Auftritt im Deutsch-Amerikanischen Institut

Am 11.12.2004 soll der "Bioethik"-Professor Peter Singer im Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg in der Sofienstraße 12 gegen 11.30 Uhr einen Vortrag zur Frage "What´s so special about human beings?" halten. Sein Auftritt ist Teil einer dreitägigen Internationalen Konferenz, die den Titel "Menschenwürde und Wissenschaft" trägt und zu der neben illustren WissenschaftlerInnen, PhilosophInnen und JuristInnen auch die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi eingeladen wurde.

Vor fast neun Jahren sollte der aus Australien stammende, mittlerweile aber als DeCamp Professor an der Universität Princeton in den USA dozierende Philosoph Peter Singer im Rahmen des Kongresses "Science/Fiction -- Fundamentalismus und Beliebigkeit in Wissenschaft und Therapie" in der Heidelberger Stadthalle auftreten. Breiter Protest regionaler Behinderteninitiativen, feministischer Zusammenschlüsse, antifaschistischer Gruppierungen und sonstiger Aktionsbündnisse zwang die beiden VeranstalterInnen - das private Institut für Systemische Forschung Heidelberg und die Internationale Gesellschaft für systemische Therapie e.V. -, den "prominenten Bioethiker" auf Grund von befürchteten "gewalttätigen Protesten" am 01.04.1996 offiziell wieder auszuladen. Das änderte letzten Endes aber nichts an der Tatsache, dass die von Peter Singer vertretenen Thesen auf dem Anfang Mai 1996 stattfindenden Kongress trotzdem zur Diskussion gestellt wurden: Der Mainzer Rechtswissenschaftler Norbert Hörster, der die gebündelten utilitaristischen Positionen zum Infantizid ins deutsche Rechtssystem zu integrieren versuchte, und Professor Dieter Birnbacher, der an einer juristischen Regelung für den möglichst schnellen Zugriff auf die Organe des (vermeintlich) Sterbenden arbeitete, konnten ihre menschenverachtenden Inhalte ebenso referieren wie eine Reihe rechtskonservativer und reaktionärer Philosophen und Wissenschaftler. Trotzdem hatte der damalige Protest, der in einer antifaschistischen Demonstration zur Stadthalle kulminierte, gezeigt, dass den "Kosten-Nutzen-DenkerInnen" ein bisschen in die Suppe gespuckt und ihre akademisch ummantelte Selektionspropaganda ins sichtbare Blickfeld der öffentlichen Diskussion gerückt werden konnte.

Und nun ist das DAI - unter ähnlichen Vorzeichen wie damals - auf die Idee gekommen, Peter Singer endlich seinen wohlverdienten Auftritt in Heidelberg gewähren zu lassen: Er soll am 11.12.2004 im Rahmen der Internationalen Konferenz "Menschenwürde und Wissenschaft" (vom 10. bis 12.12.2004) darüber sprechen dürfen, was er unter Menschenwürde versteht: Nämlich, dass gentechnische und medizinische Eingriffe in das menschliche Erbgut mit dem Ziel der Auslese ("Gesunde" = verwertbar; "Behinderte" = nicht verwertbar) eine geisteswissenschaftliche Legitimation erhalten, das Lebensrecht Behinderter akademisch in Frage gestellt wird und "Bewusstsein" zum alles entscheidenden, Kosten/Nutzen-abwägenden Unterscheidungskriterium bei der Selektion des "unheilbar Kranken" wird.

Uns KritikerInnen solcher Konferenzen wird häufig (auch dieses Mal wieder) vorgeworfen, wir würden demokratische Grundrechte wie das der Meinungsfreiheit bzw. das des Meinungspluralismus missachten. Voraussetzung für Meinungsfreiheit und Grundlage aller Diskussion muss aber die Anerkennung der Gleich"wert"igkeit aller Menschen sein. Wird diese - direkt oder indirekt - in Frage gestellt, ist Meinungsfreiheit unverantwortliche Gleichgültigkeit gegenüber gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Und genau in diesem Kontext sehen wir die Zurverfügungstellung einer öffentlichen Plattform für Euthanasiebefürworter wie Singer. Auch wenn hier im DAI am Wochenende wieder der Versuch unternommen wird, unter den zynischen Mottos "Selbstbewusste Demokraten braucht das Land!" und "Unterbundene Auseinandersetzungen bestraft das Leben" auch kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, können genau jene Inhalte eine breite Öffentlichkeit erreichen, die ihr letzten Endes das Recht auf freie Entfaltung nehmen sollen: Wer "lebenswert" und damit diskursfähig ist, entscheiden im Gesellschaftsentwurf Peter Singers ausgewählte, mit präferenzutilitaristisch grundiertem Bewusstsein ausgestattete Menschen - und die anderen, anders definierten werden entweder ausgeschlossen oder erst gar nicht am Leben erhalten. Deshalb wundert es uns nicht, dass gerade Singers Vortrag den Titel trägt: "What´s so special about human beings?"

Wir wollen an die damalige Kampagne anknüpfen, die von unserer organisatorischen Vorgängerin, der Autonomen Antifa Heidelberg, in Zusammenarbeit mit der Antifaschistischen Hochschulgruppe an der Uni Heidelberg initiiert worden war, und versuchen, den Auftritt Peter Singers zu verhindern oder zumindest zu stören.

Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.