Klangraum: ars acustica. Das Karl Sczuka Preiswerk 2003

soziales  unimut 

Donnerstag, 23.10.2003 23.00 Uhr

S2 Kultur (UKW 88.8)

Sechs Heidelberger Studien Klangkompostion von Asmus Tietchens Produktion: WDR 2003 und Ausschnitte von der Verleihungsfeier im Rahmen der Donaueschinger Musiktage am 18. Oktober 2003 Laudatio: Marcel Beyer

Den Pionierjahren des Rundfunks entstammt eine Überlegung von Kurt Weill, die zur Definition einer neuen Kunstform geworden ist: "Wir können uns", schreibt er 1925, "sehr gut vorstellen, dass zu den Tönen und Rhythmen der Musik neue Klänge hinzutreten, Klänge aus anderen Sphären: Rufe menschlicher und tierischer Stimmen, Naturstimmen, Rauschen von Winden, Wasser, Bäumen und dann ein Heer neuer, unerhörter Geräusche, die das Mikrofon auf künstlichem Wege erzeugen könnte, wenn Klangwellen übereinander geschichtet oder ineinander verwoben, verweht und neugeboren werden würden." Das nannte er "absolute Radiokunst" und unterschied es vonallen funktionalen Darstellungsformen des Mediums.

Der in diesem Jahr zum 42. Male vergebene Karl Sczuka Preis ist ein Preis für Hörspiel als Radiokunst; er wird in jedem Frühjahr vom Südwestrundfunk öffentlich ausgeschrieben und während der Donaueschinger Musiktage verliehen. In diesem Jahr vergab die unabhängige Fachjury den Preis an den Hamburger Klangkomponisten Asmus Tietchens mit folgender Begründung: "In seinen "Sechs Heidelberger Studien" entwickelt Asmus Tietchens aus den Arbeitsgeräuschen einer Buchdruckmaschine ein Hörstück von großer Strenge und Klarheit. Die Klänge, obwohl als "konkrete" erkennbar, bleiben seltsam abstrakt und geheimnisvoll, sie erzählen nicht, sie stellen nichts dar, sie sind unmittelbar sinnlich präsent. Tietchens vertraut ganz seinem Material, verzichtet auf jede symbolische Betrachtung und setzt sich dadurch wohltuend von modischen Trends elektronischer Klangbearbeitung ab."

Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.